Die Entwicklung der Arbeitsmedizin in Deutschland seit 2002 zeigt unterschiedliche Aspekte und das hat Auswirkungen auf die Zukunft. Der Personalberater Guido Lysk hat sich zu diesem Thema Gedanken gemacht.
In Deutschland gibt es aktuell ungefähr 12.000 Arbeits- mediziner. Die Zahl hält sich seit Jahren konstant mit leichten Schwankungen nach oben und unten. Betrachtet man das Alter der Arbeitsmediziner, fällt auf, dass dieses weiter ansteigt.
Es folgt aktuell kaum Nachwuchs und die Anzahl der Arbeitsmediziner über 65 Jahre wird folglich weiter steigen.
Wenn diese Entwicklung weiter so voranschreitet, wird es in den nächsten Jahren allein aus diesem Grunde viele nicht zu besetzende Stellen geben, nämlich genau dann, wenn die älteren Arbeitsmediziner in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Arbeitsmedizinern durch den kontinuierlichen Aufbau des Betrieblichen Gesundheitsmanagements von Seiten der Unternehmen stark an. Das Interesse, die Mitarbeiter motiviert und gesund im Unternehmen zu halten, wächst enorm. Betriebswirtschaftliche Aspekte, Fachkräftemangel und der demographische Wandel spielen hier eine Rolle.
Berücksichtigt man diese beiden Aspekte und schreibt die aktuelle Entwicklung in die Zukunft fort, werden bereits in den nächsten Jahren viele Stellen für Arbeitsmediziner unbesetzt bleiben.
Der Personalberater Guido Lysk ist sich dieser Situation sehr bewusst und hat folgende Erklärung:
Diese Statistik zeigt, dass der Ruf des Arbeitsmediziners immer noch lädiert scheint. Vor 20-30 Jahren galt dieser Beruf noch bei vielen Medizinern als “Minder-Job” ohne Herausforderungen und von geringer Bedeutung. Es kursierte in Teilen das Meinungsbild, dass dies ein Job für sog. Drückeberger war, die sich in Klinik und Praxis nicht bewährten. Als Arbeitsmediziner “heilte” man nicht, sondern arbeitete lediglich präventiv. Unter den Ärzten war dieses Image nicht besonders gut. Man hatte überwiegend sein Pflichtprogramm abzuspulen und nach gesetzlichen Vorgaben zu arbeiten. Auch war man zu der Zeit nur wenig in die Unternehmensstruktur integriert und hatte kaum Management Aufgaben wahrzunehmen.
Das hat sich mittlerweile stark geändert. Heute ist das Anforderungsprofil ein ganz anderes: Unternehmen brauchen Manager mit medizinischer Fachausbildung, die konzeptionell arbeiten können, Präventiv-Maßnahmen entwickeln, um Mitarbeiter im Unternehmen gesund zu halten. Arbeitsmediziner gehören häufig zum Managementkreis eines Unternehmens und werden von vielen Fachabteilungen zu Rate gezogen.
Über diese Entwicklung des Berufsbildes haben die wenigsten Ärzte Kenntnis. Diese stark voranschreitende Entwicklung der Arbeitsmedizin ist bis jetzt so gut wie gar nicht bei Medizinern und Studenten angekommen. Viele Ärzte nehmen den Beruf als Arbeitsmediziner immer noch nicht ausreichend als Herausforderung wahr. Die Chancen, Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten in der Arbeitsmedizin sind den Medizinern oft nicht klar. Hier fehlt es immer noch an Aufklärung. Leider werden die Aufgaben und Herausforderungen an den Arbeitsmediziner im Studium immer noch nur sehr rudimentär vermittelt und eher stiefmütterlich behandelt. Das sollte sich unbedingt ändern. Universitäten sollten ihre Lehrpläne entsprechend anpassen. Hier ist ein Hebel, an dem es anzusetzen gilt, damit wir den Bedarf an Arbeitsmedizinern auch in Zukunft decken können.