Für Ärzte
Einer der wichtigsten Beweggründe von Ärzt*innen, sich für die Fachrichtung Arbeitsmedizin zu entscheiden, ist die familienfreundliche Gestaltung der Arbeitszeit. Die große Nachfrage nach Expert*innen aus diesem Bereich bietet den Ärzt*innen außerdem attraktive Karrierechancen mit sehr guten Einkommensmöglichkeiten.“ Manuela Brawand, Recruiterin Docatwork
Arbeitsmedizin heute – Prävention als wichtige und zukunftsträchtige Strategie in Unternehmen
Die Arbeitsmedizin hat in den vergangenen Jahren einen enormen Imagewandel durchlebt. Was früher als ‚Abstellgleis‘ für Ärzt*innen galt, die ein eher gemütliches Leben vorzogen, steht das Berufsbild heute in einem anderen Licht dar. Die sich seit einiger Zeit zunehmend verändernde Arbeitswelt stellt neue Anforderungen an die Präventionsarbeit. Verschiedene Aspekte haben zu dieser Entwicklung beigetragen:
- Themen wie „demografischer Wandel, Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung“ unterstützen die Zunahme von psychischen und körperlichen Belastungen bei Arbeitnehmer*innen
- Der Erlass des Präventionsgesetzes im Jahr 2016 hat den Fokus auf das Thema Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz verstärkt
- Zu guter Letzt führt die aktuelle Corona Pandemie dazu, Hygiene und Sicherheitsstandards noch stärker als bisher in den Mittelpunkt zu stellen
All diese Faktoren sind wirksame Treiber für ein erhöhtes Bewusstsein und eine größere Akzeptanz sowohl auf Unternehmensseite als auch in der Öffentlichkeit.
Warum Arbeitsmediziner*in werden?
Das Berufsbild Arbeitsmedizin bietet wie kaum eine andere medizinische Fachrichtung eine Vielzahl an unterschiedlichen Facetten im Tätigkeitsfeld ‚Gesundheit am Arbeitsplatz‘. Sie erfordern neben medizinischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen auch soziale Kompetenzen.
Angefangen mit der individuellen Betreuung von Mitarbeiter*innen über Gestaltung von gesunden Arbeitsplätzen bis hin zu unternehmensorganisatorischen Themen. Das Ziel der Prävention bleibt immer fest im Blick. Je nach Arbeitgeber*in gibt es zudem große Chancen auf einen hohen Gestaltungsspielraum, bei dem Mediziner*innen durch Präventionsarbeit viel bewegen können. Durch die Nähe zu Patient*innen und das Wissen um das Arbeitsumfeld können sie deren Leben in die gesundheitlich-richtige Richtung lenken. In der kurativen Medizin hingegen lernen Ärzt*innen in Klinik oder eigener Praxis ihre Patient*innen erst kennen, wenn diese bereits erkrankt sind.
Berufsbild mit hochkomplexen Aufgabenstellungen
In der Präventionsarbeit geht es primär darum, arbeitsbedingte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen oder besser noch sie zu vermeiden. Themen wie betriebliches Gesundheitsmanagement, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung im Unternehmen sind aktueller denn je. Ein ganzheitlicher Blick auf das jeweilige Unternehmen fördert wichtige Themen zutage, die es bei Bedarf zu verbessern gilt:
- Arbeitsplatzhygiene
- Sicherheit am Arbeitsplatz
- Ergonomie am Arbeitsplatz
- Gesunde Kommunikation
- Gesunde Führung
- Gesunde Ernährung
- Suchtprävention
- Sportliche Aktivität
Nicht zu unterschätzen ist die Telearbeitsmedizin, die während der Corona-Pandemie deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Alle genannten Themen stehen im Aufgabenportfolio der Arbeitsmediziner*innen. Sie werden von ihnen angestoßen, aktiviert und aufgegleist. Zudem spielt die Beratung eine immer größere Rolle bei der Arbeit de Betriebsmediziner*innen. Gerade während der Corona-Pandemie hat sich die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsmediziner*innen und Unternehmensleitung in vielen Unternehmen massiv intensiviert.
Weitere Gründe für das Berufsbild Arbeitsmedizin
- Gute Work-Life-Balance in der Regel ohne Nachtdienste und Wochenendarbeit
- Gute Vereinbarkeit von Job und Familie
- Zukunftssichere Arbeit
- Attraktive Verdienstmöglichkeiten und hohe Sozial- und Nebenleistungen vor allem in Konzernen wie zusätzliche Urlaubstage oder Kitabetreuung
- Aktive Teilhabe und Mitwirkung an der Gestaltung gesunder Arbeitsplätze
Wichtige Akteure und ihre Rollen
Berufs- und Wissenschaftsverbände
- VDBW (Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V.)
- DGAUM (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin)
- Aktionsbündnis Arbeitsmedizin
- Bundesverband selbstständiger Arbeitsmediziner und freiberuflicher Betriebsärzte (BsAfB)
- Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (basi)
Ministerien und Institute
- Bundesministerium Arbeit & Soziales (BmaS)
- Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Deutsche gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
- Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
- Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
- Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA)
Kammern und Ämter
- Bundesärztekammer
- Landesärztekammern
- Gesundheitsämter
Vorschriften und Gesetze
Unsere Gesetzeslage sieht vor, dass jedes Unternehmen eine betriebsärztliche Betreuung und Versorgung seiner Mitarbeiter*innen gewährleisten muss. Die wichtigsten Faktoren werden in verschiedenen Vorschriften und Gesetzen festgehalten:
- Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG)
- Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit (DGUV Vorschrift 2)
- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
- Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV)
Welche Voraussetzungen sind für eine Zulassung gefragt?
Wer als Betriebsärzt*in arbeiten möchte, benötigt ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium verbunden mit einer damit erteilten Approbation. Darüber hinaus ist ein Nachweis über abzuleistende Zeiten zu erbringen, klassischer Weise in der Allgemein- oder Inneren Medizin. Hier gibt es länderspezifische Unterschiede, die bei der jeweils zuständigen Landesärztekammer erfragt werden kann. Medizinner*innen können zwischen zwei Qualifizierungswegen wählen.
- Weiterbildung Fachärzt*in Arbeitsmedizin
- Erwerb der Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin
Weiterbildung – Wie lange dauert es und wo findet sie statt?
Fachärzt*in Arbeitsmedizin
Wer die Ausbildung zur Fachärzt*in Arbeitsmedizin ansteuern möchte, muss eine Weiterbildungszeit von insgesamt fünf Jahren einplanen. Zwei Jahre davon im Bereich der unmittelbaren Patientenversorgung (in der Regel auf dem Gebiet Innere Medizin und/oder Allgemeinmedizin). Drei weitere Jahre folgen direkt im Bereich der Arbeits- beziehungsweise Betriebsmedizin. Bis zu 12 Monate können aus anderen Gebieten angerechnet werden. Auch hier gelten landesspezifische Regelungen, die jeweils bei der Landeskammer zu prüfen sind. Die praktische arbeitsmedizinische Tätigkeit muss bei einer weiterbildungsbefugten Ärzt*in absolviert werden.
Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin
Wer diesen Weg wählt, kommt schneller zum Ziel. Vorausgesetzt, eine Fachärzt*innenausbildung im Bereich der unmittelbaren Patientenversorgung liegt vor. In dem Fall reduziert sich die gesamte Ausbildungszeit auf insgesamt neun Monate Einsatz im Bereich der Arbeitsmedizin.
Zu beiden Ausbildungspfaden gehört ein theoretischer Bildungsteil, der in einem dreimonatigen Grundkurs an einer anerkannten Akademie absolviert werden muss.
Bundesweit gibt es neun anerkannte Akademien
- Bad Nauheim, Akademie für Ärztliche Fortbildung und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen
- Berlin, Ärztekammer Berlin
- Bochum, Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe
- Dresden, Sächsische Landesärztekammer
- Düsseldorf, Nordrheinische Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung
- Hamburg, Fortbildungsakademie der Ärztekammer Hamburg
- Mainz, Akademie für Ärztliche Fortbildung in Rheinland-Pfalz
- München, Bayerische Akademie für Arbeits-, Sozial, und Umweltmedizin
- Ulm/Stuttgart, Sozial- und Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg e.V.
Konkretere Informationen zur Weiterbildung liefert die (Muster-) Weiterbildungsordnung, die im November 2018 von der Bundesärztekammer veröffentlicht wurde. Diese dient zur Orientierung und lediglich als Empfehlung. Verbindlich hingegen ist die jeweilige Weiterbildungsordnung der zuständigen Landesärztekammern.
Wo kann ich als Betriebsmediziner*in arbeiten?
- Im Konzern (Automobil, Chemie, Logistik, Handel, et cetera)
- Im Krankenhaus
- Beim arbeitsmedizinischen Dienstleister (regional/überregional)
- In Werksarztzentren
- In selbständiger Funktion
- In der Arztpraxis mit arbeits-/betriebsmedizinischem Schwerpunkt
- Im öffentlichen Dienst (zum Beispiel bei der Feuerwehr, Polizei, Schulen, Krankenkassen/Sozialversicherungen, Verwaltung, Politik)
- In der Wissenschaft & Forschung
In welcher Funktion kann ich arbeiten?
- Weiterbildungsassistent*in
- Fachärzt*in für Arbeitsmedizin
- Werksärzt*in (Standortleitung Arbeitsmedizin)
- Betriebsärzt*in
- Leitung Arbeitsmedizin
- Leitung HSE-Management
- Leitung Betriebliches Gesundheitsmanagement
Welche Aufgaben übernehmen Arbeits-/Betriebsmediziner*innen?
Betriebsärzt*innen haben die Aufgabe, sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter*innen in Gesundheitsfragen – unter Wahrung ihrer Neutralität – beratend zu begleiten. Im Fokus der Arbeit steht die Prävention, also der Erhalt und die Förderung von Gesundheit aller Beschäftigten. Grundlage bilden das ASiG (Arbeitssicherheitsgesetz) sowie die DGUV Vorschrift 2, welche die Vorgaben für notwendige durchzuführende Maßnahmen beinhalten.
Zur Ausübung ihrer Tätigkeiten bekleiden Arbeitsmediziner*innen nebst ihrer klassischen Ärzt*innen-Rolle weiterer Rollen. Diese ergeben sich aus der jeweiligen Situation oder Aufgabe. Je nachdem, ob ein Projekt zu managen ist, das wöchentliche Managementboard zusammengerufen wird oder es im eigenen Team ‚brodelt‘. So kann es passieren, dass sich die originäre Rolle der Präventiv-Mediziner*in um die der Projektleitung, Kollege*in oder auch Vorgesetzt*in erweitert. Nähere Informationen zu ‚Rollen in der Arbeitsmedizin‘ finden Sie hier.
Ergänzend zu den medizinisch-fachlichen Fähigkeiten sind Kompetenzen und Eigenschaften gefragt, die Ärzt*innen in der Regel nicht vorweisen müssen. Neben methodischen und sozialen Kompetenzen gehören das Verständnis für betriebswirtschaftliche und juristische Belange dazu sowie Kenntnisse über die betriebsspezifischen Prozesse und Anforderungen.
Unterschiede methodische versus soziale Kompetenz
Zu den methodischen Kompetenzen gehören unter anderem:
- Konzeptentwicklung
- Prozessanalysen
- Gestaltung von ganzheitlichen Therapieansätzen
- Qualitätsmanagement
- Kulturentwicklung
- Moderationsfähigkeit
Mit sozialen Kompetenzen ist unter anderem gemeint:
- Empathiefähigkeit
- Konfliktfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Interkulturelle Kompetenz
- Beziehungsmanagement beherrschen
- Glaubwürdigkeit
- Fähigkeit, Initiative zu ergreifen
- Teamfähigkeit
- Führungsfähigkeit
Welche Anforderungen stellen Unternehmen an Arbeitsmediziner*innen?
Arbeitsmediziner*innen stehen aufgrund ihrer neutralen Position häufig zwischen den Stühlen. Die Herausforderung besteht darin, in der Entscheidungsfindung immer alle Interessensgruppen im Blick zu behalten. Die Gesundheit und Unversehrtheit der Mitarbeiter*innen steht fest im Fokus der Aktivitäten. Dennoch muss in die Überlegungen und Handlungsempfehlungen immer auch die Perspektive des Managements einbezogen werden. Denn ein Unternehmen muss bei aller Fürsorge handlungsfähig bleiben.
Wir beraten Ärzt*innen die mit dem Gedanken spielen, in die Arbeitsmedizin zu wechseln. Dank unserer Spezialisierung verfügen wir über tief greifende Kenntnisse rund um dieses Berufsbild. Zu unseren Kunden pflegen wir langjährige und vertrauensvolle Verbindungen.
Sie haben folgende Fragen?
- Welche Verdienstmöglichkeiten habe ich?
- Welche Branche passt am besten zu mir und meiner Lebenssituation?
- Wie unterscheiden sich die Aufgabenbereiche innerhalb der Branchen? Zum Beispiel beim Dienstleister gegenüber einem Konzern?
- Welche Perspektiven bietet die Arbeitsmedizin in meiner Karriere?
- Welche Zusatzqualifikationen in der Arbeitsmedizin sind wichtig?
- Reicht die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin oder sollte ich die Fachärzt*in-Qualifikation anstreben?
- Woher bekomme ich einen Job?
Dann sind Sie bei uns genau richtig. Gern besprechen wir Ihre Anliegen in einem persönlichen Termin. Telefonisch, per Zoom oder auch vor Ort.
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