Sich seiner Wirkungsweise bewusst sein
Die Stärken-Schwächen Frage taucht auf eine schon beinahe stoisch-gewitzte Art immer wieder auf und wird dann vielfach und umfänglich ob ihrer Notwendigkeit diskutiert.
Schnell schießt es einem dann durch den Kopf: was bringt es eigentlich noch, wenn alle Antworten für sämtliche Lebenslagen in einschlägigen Fachkreisen bereits mehrfach durchgespielt wurden? Gibt es wirklich noch Personaler, die tatsächlich Wert auf diese Thematik legen?
Sei’s drum. Denn wenn sie dann aber doch gestellt wird, kommt man um die Beantwortung jedenfalls nicht mehr herum. Dann muss man zünden und kurzfristig schlagkräftige Antworten liefern.
Aber Achtung: eine Überreaktion ist hier nicht angebracht. Entscheidend ist ein besonnener und interessierter Umgang mit dieser vermeintlich banalen Frage. Sie sollte in jedem Fall ernst genommen werden.
Bei der Benennung der Stärken haben die Bewerber in der Regel keine großen Schwierigkeiten. Darüber hinaus stimmt die persönliche Einschätzung meistens sogar auch mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein.
Bei den Schwächen hingegen sieht das meistens ganz anders aus. Welche Schwäche darf man nennen, ohne sich sofort ins Aus zu schießen, wird dann überlegt..
Ungeduld – eine akzeptierte Schwäche?
Lange galt „Ungeduld“ als die ideale Antwort. Denn Ungeduld kann durchaus auch als positive Eigenschaft gedeutet werden. Verbirgt sich dahinter doch Engagement, Einsatzfreude und eine hohe Zielorientierung, könnte man denken.
Allerdings ist bei genauer Betrachtung schnell festzustellen, dass Ungeduld keineswegs nur eine positive Eigenschaft ist. Eher kann sie andere schnell mal unter Druck setzen und Entscheidungsprozesse derart beschleunigen, dass die Fehlerquote bzw. das Risiko einer Fehlentscheidung drastisch steigt.
Nicht zu unterschätzen sind auch notwendige Meinungsbildungs- oder auch Innovationsprozesse innerhalb einer Organisation, die für den idealen Reifegrad eine bestimmte Zeit brauchen. Ein zu forsches Vorgehen treibt Kollegen, die charakterlich eher zur vorsichtigen Natur gehören, ungewollt auch mal in eine Art Widerstand.
Sollte Ungeduld aber nun wirklich zu Ihren Schwäche gehören, dürfen Sie diese natürlich gern auch als solche benennen. Machen Sie sich aber unbedingt bewusst, welche Tragweite diese Schwäche inne hat.
Reflektion und Konsequenzen ziehen ist gefragt
Worum geht es hier also wirklich? Warum ist diese Frage nach den Stärken und Schwächen bei den Personalern so beliebt und steht so hoch im Kurs?
Entscheidend ist nicht die ausschließliche Benennung von Schwächen, sondern darüber hinaus die Reflektion der eigenen Persönlichkeit. Auch das Wissen um seine Schwächen, verbunden mit der jeweiligen Wirkung auf das Umfeld wird durch HR damit abgefragt.
Es geht also auch darum, dass man gewillt ist, gegen diese Schwächen vorzugehen und sich nicht davor scheut, an sich zu arbeiten.
Im besten Fall kann man im Vorstellungsgespräch bereits anhand von Beispielen erläutern, welche Maßnahmen an welcher Stelle bereits Früchte tragen.
Beispiel:
Wird als Schwäche „Lampenfieber bei Präsentationen“ genannt, sollte hier idealerweise gleich ergänzt werden, dass man durch absolvierte Präsentationstrainings die Schwäche bereits maßgeblich schwächen konnte.